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Die Klasse 10 B der Josef-Schmitt-Realschule erlebte mit dem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Neckarelz einen besonderen Schultag. Angeregt durch den Unterricht im Fach Geschichte und in EWG wuchs in den Schülern der Josef-Schmitt-Realschule der Wunsch, sich einmal an einem Originalschauplatz mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.
Durch die Nähe zum ehemaligen KZ in Neckarelz wurde dieses Bedürfnis nunmehr durch die Klassenlehrerin Liliane Nees und den EWG-Lehrer Franz Ködel organisatorisch vorbereitet und realisiert. In den Gesprächen mit den Schülern wurde klar, dass man nicht einfach hinfahren und sich die vorhandenen Schauobjekte ansehen will. Vielmehr sollte durch bewusste didaktische Planung ein intensiver Auseinandersetzungsprozess angeregt werden. Die Vorsitzende des Trägervereins in Neckarelz, F. Roos, hatte mit viel pädagogischem Geschick und Sachverstand einen durchstrukturierten Seminarablauf geplant. Unterstützt wurde sie dabei von der Neckarelzer Abiturientin Kristina Lallathin, die sich in einem Oberstufenseminar im Fach Geschichte intensiv mit dem KZ in Neckarelz, einem Außenlager des großen elsässischen Lagers Struthof, beschäftigt hatte. Am Vormittag begegneten die Schüler einem konkreten Einzelbeispiel. Der junge Franzose Jaques Barrau war als 19-Jähriger von der Gestapo verhaftet worden und wurde im so genannten "Todeszug" dem KZ Dachau zugestellt. Dieser Transport wurde später in den Geschichtsbüchern so genannt, weil ein unwahrscheinlich hoher Anteil der Menschen bereits während des Transports nach Deutschland gestorben ist. Drei Wochen später kam Barrau ins KZ Neckarelz und musste unter Aufsicht der SS zusammen mit den anderen Bauarbeitssklaven, teilweise waren es bis zu 5000, die in Neckarelz untergebracht waren, zunächst einen ehemaligen Bergwerksstollen zu einer Maschinenfabrik ausbauen. Dann wurden im letzten Kriegsjahr 1944/45 unter brutalen Bedingungen in dieser Fabrik Flugzeugmotoren für die Firma Daimler-Benz gebaut, nachdem das Werk in Genshagen bei Berlin durch alliierte Luftangriffe stark zerstört war. In solchen Bergwerken vermuteten die Nationalsozialisten die Produktion von Waffen als sicher vor den zunehmenden Luftangriffen. Das Datum des Seminartages war bewusst auf den Geburtstag von Jaques Barrau gelegt worden, der dann, nach einem Jahr Haft an seinem 20. Geburtstag, durch die heranrückenden Amerikaner befreit worden war. Jaques Barrau ist für die Gedenkstätte, die nach schwierigen Anfangsbemühungen erst vor wenigen Jahren in ihrer heutigen Gestalt errichtet werden konnte, der vielleicht für die Nachwelt bedeutendste Häftling. Er hatte während seiner gesamten Zeit in Neckarelz verbotenerweise eine Reihe von Zeichnungen gefertigt hat, die das Leben der Gefangenen dokumentieren. So konnten die Schüler teilhaben an menschenunwürdigen Arbeits- und Haftbedingungen, selbst die grausamen Hinrichtungen nach Fluchtversuchen sind im Bild festgehalten. Barrau, der vorher Agrarökonomie und Biologie studiert hatte, hat sich mit diesen Bildern wohl selbst die Kraft erarbeitet, die ihm das Überleben ermöglicht hat. Am Nachmittag wurde den Schülern noch deutlicher gewahr, dass dieses KZ in den Gebäuden und auf dem Gelände einer Schule eingerichtet worden war. Die Häftlinge wurden im Schulhaus bzw. auf dem Pausenhof in notdürftig errichteten Baracken in extremer Enge und unvorstellbaren Bedingungen untergebracht. Da sich in der Gedenkstätte auch die wiederhergestellte Krankenbaracke befindet, konnte man einen anschaulichen Eindruck gewinnen. In der letzten Einheit erfuhren die Schüler noch, wie aus dem ehemaligen Gefangenen Barrau in Frankreich ein berühmter Wissenschaftler wurde und wie sich sein Verhältnis zu Deutschland und zu seiner Zeit in Neckarelz in den Jahrzehnten nach seiner Befreiung entwickelte. Einig waren sich die Schüler darin, dass es sich wirklich gelohnt hat, die Zeit und den Aufwand der Anfahrt zu investieren. Nicht nur die Greuel des Nationalsozialismus sind durch dieses Seminar tief in das Geschichtsbewusstsein der jungen Menschen eingedrungen, auch das Bemühen von Menschen, das Wissen um die Geschichte gegenwärtig zu halten, damit sich ähnliches nie mehr wiederholt. fk