Broschüre über Dr. Josef Schmitt
04. Mai 2013
aus den Fränkischen Nachrichten vom 4. Mai 2013
Wer war Josef Schmitt? "Diese Frage wurde in den vergangenen Monaten von Schülern, Eltern, Lehrern und Gästen sehr häufig gestellt", ging der Leiter der Josef-Schmitt-Realschule Lauda-Königshofen, Jochen Groß, auf die im Vorfeld die Szene beherrschenden Überlegungen ein. Darauf zu antworten, sei bisher schwer gefallen, weil es zu seiner Vita nur wenige Informationen in Print- und Online-Nachschlagewerken gebe. "Umso erfreulicher ist es, dass der Vorstand des Heimat- und Kulturvereines Lauda in einer Broschüre das Leben und Wirken des Namensgebers unserer Schule würdigt."
Liege doch inzwischen "eine außerordentlich interessante und ansprechend gestaltete Publikation" vor, bestätigte Jochen Groß bei einem Termin in der Bildungseinrichtung, als er nun gemeinsam mit den Verantwortlichen des HKV das neueste Werk der Öffentlichkeit präsentierte. Bei jeweils zur Hälfte geteilten Kosten habe man sich auf eine 500 Exemplare umfassende Auflage verständigt, erläuterten dabei das als Autor fungierende Vorstandsmitglied Wilfried Bickel und der für die Bilder in jeder Form zuständig zeichnende Ehrenvorsitzende Günter Besserer im Beisein des kommissarischen Vorsitzenden Karl von Baumbach.
Wilfried Bickel erinnerte an den mit erheblichem Aufwand betriebenen Wettbewerb zur Namensfindung der Realschule mit dem vom HKV eingebrachten Vorschlag, der auf die größte Zustimmung stieß. Der pensionierte Lehrer, der unter anderem auf die nach dem gebürtigen Laudaer benannte Straße und die Tafel im Heimatmuseum sowie Gedenkveranstaltungen im Rathaus wie auch auf diverse Artikel in der Schriftenreihe "Die Brücke" verwies, hob hervor, dass das neueste 32-seitige Druckerzeugnis nun allen die Möglichkeit einräume, die Person des Namensgebers der Bildungsstätte kennenzulernen.
Der vorbildliche Lebensweg von Josef Schmitt als liberaler Student, engagierter Staatsbürger, exzellenter Jurist, korrekter Politiker und entschlossener Staatsmann lade gerade in der heutigen Zeit besonders dazu ein, sich tiefer mit seinen Veröffentlichungen und Reden zu befassen, fügte der langjährige zweite Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereines Lauda an, der den Beteiligten zur Benennung eine "gute Wahl" attestierte.
Wie Wilfried Bickel danach festhielt, enthalte die Broschüre in detaillierter Form die einzelnen Stationen des großen Laudaer Heimatsohnes: Der spätere badische Staatspräsident Dr. Josef Schmitt, der als Jüngster von acht Kindern einer alteingesessenen Handwerker-Familie am 2. April 1874 in Lauda das Licht der Welt erblickte, schloss 1892 das Matthias-Grünewald-Gymnasium in Tauberbischofsheim mit einem hervorragenden Abitur ab. Nach dem Wehrdienst mit der Ernennung zum Leutnant absolvierte er sein juristisches Studium an den Universitäten Heidelberg und Berlin mit dem ersten Staatsexamen mit Prädikat 1896, dem drei Jahre später eine glänzende zweite Prüfung folgte- und zwar als einziger mit der Note eins unter 86 Kandidaten. Nach verschiedenen Vorbereitungsdiensten fand Schmitt seine erste Anstellung als Amtsrichter in Boxberg bis 1901, ehe ihn das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg als Assessor in Karlsruhe berief.
Ab 1901 mit Anna Augusta Göhringer verheiratet, wobei aus der Ehe zwei Töchter hervorgingen, bemühte sich der Oberstiftungsrat besonders, die staatliche Bevormundung der kirchlichen Vermögen zu beseitigen, bevor er 1911 zum Dr. jur. promovierte.
Nach dem Ersten Weltkrieg, der für den mehrfach ausgezeichneten Josef Schmitt mit dem Rang eines Hauptmanns endete, kehrte er an seine Wirkungsstätte zurück, bis er 1921 als Nummer Eins der Landesliste des Zentrums in den badischen Landtag einzog. Dieses Mandat gab er jedoch 1925 auf zugunsten des Postens als Ministerialdirektor im Ministerium für Kultus und Unterricht.
1927 daraufhin badischer Finanzminister und 1928 Staatspräsident von Baden, übte der Laudaer dieses Amt bis 1930 aus, um es dann nach einem Zwischenspiel als Kultusminister ab 1932 erneut zu übernehmen, zugleich verbunden mit dem Justizministerium.
Auf Druck der Nationalsozialisten, die auch vor Schutzhaft nicht zurückschreckten, verließ der letzte badische Staatspräsident wenige Tage nach der Unterzeichnung einer Urkunde am 11. März 1933 seine Diensträume, um danach als Privatmann in Karlsruhe zu leben. Nach einigen Monaten der Zuflucht im Vatikan bei Papst Pius XI. übersiedelte Josef Schmitt nach vorherigen Urlauben endgültig in die heute nach ihm benannte Straße in Lauda, wo er am 16. Dezember 1939 einem Herzversagen erlag.
Sein Grab fand er auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe, der ehemaligen Residenzstadt, in der ebenfalls eine Straße seinen Namen trägt, während man in Lauda den Gründer des Staatlichen Rebgutes auf vielfältige Weise würdigte - eben unlängst erst mit der Bezeichnung der Realschule. "Dr. Josef Schmitt war eine markante Persönlichkeit, ein Vorbild für alle, er hat Werte geachtet und gelebt, war Staat und Kirche verpflichtet, seiner Heimatstadt stets verbunden, ein Taubertäler und der bedeutendste Heimatsohn Laudas in der Neuzeit."
© Herbert Bickel
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