Kelly-Verhaltenstraining an der Realschule Lauda-Königshofen

03. Februar 2011

„Nein, mit Fremden spreche ich nicht!“
Polizei vermittelte altersgerechte Aufklärung zwecks Gefahrenprävention

Lauda-Königshofen. Unter dem Motto „Gemeinsam für ein kinderfreundliches Lauda-Königshofen“ haben sich die Polizeidirektion Tauberbischofsheim, die Stadt Lauda-Königshofen, das Handelsforum Lauda, der Gewerbeverband Königshofen und der Verein Kelly-Insel e. V. vor einigen Wochen zu einem Konzept der kommunalen Kriminalprävention zusammengeschlossen. Gerät ein Kind auf dem Weg zur Schule, zum Spielplatz oder zu Freunden in Not, kann es sich insbesondere in den teilnehmenden Geschäften, Behörden und kirchlichen Einrichtungen in Lauda-Königshofen Hilfe holen. Eine enge Vernetzung dieser Institutionen mit den örtlichen Schulen ist deshalb besonders sinnvoll. Aus diesem Grund fand sich die Polizeidirektion Tauberbischofsheim erfreulicherweise bereit, die Schüler der Realschule über die vorhandenen Kelly-Anlaufstellen zu informieren und mit ihnen entsprechende Verhaltensregeln einzutrainieren.

Bereits seit vielen Jahren haben Verkehrserziehungsprojekte unter tatkräftiger Mitwirkung des Verkehrserziehungsdiensts der Polizeidirektion Tauberbischofsheim einen festen Stellenwert an der Realschule Lauda-Königshofen, wo man das überzeugende und fachkompetente Auftreten von Polizeioberkommisar Erwin Weiß und Polizeihauptmeister Bernhard Horn sehr zu schätzen weiß.

Umso wünschenswerter war es nun, diese Polizeibeamten , begleitet von zwei Kollegen, Polizeihauptmeister Franz Nimmrichter und Polizeiobermeisterin Sabine Hönninger, für eine „Kelly-Insel“-Initiative zu gewinnen. Gewalt, Gefahr und Gefühle waren die Themenbereiche von zwei Unterrichtsstunden, die mit modernstem Medieneinsatz, aber auch in Rollenspielen anschaulich realisiert wurden. Besondere Aufmerksamkeit erforderte ein didaktisch aufbereitetes Begleitheft, in dem es u.a. um Nennung der Wohnanschrift, der eigenen Handynummer und der Auflistung von Freunden ging, aber auch darum, was man mag oder nicht mag.

Differenzierter wurde das Thema „Wie sehe ich aus?“ erarbeitet. Die in Wortform vorgegebenen Körperteile waren hierbei auf die entsprechende Zeichnung zu übertragen.
Mit einer darauf folgenden Bildpräsentation stellte sich die Aufgabe, herauszufiltern, welcher Art die Gefahren waren, z.B. bedingt durch Naturgewalten, durch Straßenverkehr oder durch kriminellen Hintergrund. Bei der Thematik „Gefühle benennen“ stieg man tiefer ein: Dabei wurden die Begriffe Liebe, Trauer, Glück, Angst, Vorfreude, Wut, Erleichterung, Schmerz, Stolz, Hunger, Stärke, Übelkeit, Wärme und Ärger von den Schülern ausgearbeitet. In zwei bildmäßig aufbereiteten Geschichten erlebten die Kinder die Wallungen innerhalb der Gefühlswelt jedes einzelnen, die es auch herauszufinden galt, um notwendige Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

„Fühle ich mich gut im Bauch? Willst  du das wirklich? Würden es dir deine Eltern erlauben?“ Diese Fragen mussten sich die Kinder stellen, als es darum ging, einem Erwachsenen beim Schleppen der Einkaufstüten ins Haus gegen Bezahlung von 50€ zu helfen. Der Tenor der Schüler war eindeutig, dass es nicht verhältnismäßig ist, einen solchen Geldbetrag für das Schleppen von ein paar Tüten angeboten zu bekommen, dass man hierbei ein ungutes Gefühl hat, und schließlich ein klares „Nein“ die Antwort sein muss.
Erwin Weiß wollte jedoch die Kinder nicht in Panik versetzen. Eine erfundene Geschichte, in der ein Junge in ein Auto mit ortsfremdem Kennzeichen einstieg, endete völlig harmlos: Der vermeintliche Entführer war lediglich sein Onkel. „Die meisten Menschen haben ja auch keine Hintergedanken, aber ein paar schwarze Schafe gibt es immer und die muss man herausfiltern“ lautete sein Tenor.

Zur Bezeichnung „Kelly-Insel“-Aktion gab es folgende Information: Auslöser war im Jahr 2000 der Mord an einem sechsjährigen Mädchen in Filderstadt, der vielleicht vermeidbar gewesen wäre, wenn das Mädchen einen Zufluchtsort gehabt, beziehungsweise aufgesucht hätte. Mit dieser Geschichte erläuterte Weiß den Hintergrund der Kelly-Insel Einführung in Lauda-Königshofen. Ziel dieses im Anschluss ins Leben gerufenen Projektes sei es, ein flächendeckendes  und lückenloses Netz von Anlaufstellen für Kinder aufzubauen und zu festigen. Bei den Jungen und Mädchen soll ein Wiedererkennungswert erweckt werden, sodass sich die Kinder neben ihrer eigenen Stadt auch in fremden Städten sicher fühlen, wenn sie das charakteristische Logo einer Polizeikelle auf einer Insel sehen, die Weiß sodann im Original vorstellte. Doch bevor in wenigen Wochen die ersten Logos der Initiative in den beteiligten Geschäften in Lauda-Königshofen hängen werden, sollen alle Kinder zuvor noch einmal praktisch aufgeklärt und geschult werden, wie Weiß erläuterte.

In zwei themenbezogenen Filmen wurden den Kindern die Gesamtproblematik und Handlungsanleitungen nochmals vorgeführt und vertieft.
Für die eifrige Mitarbeit durften die Schüler eigens eine zur Thematik entworfene Urkunde in Empfang nehmen, wobei der entnommene Fingerabdruck die Papillarleisten jedes einzelnen Schülers individuell wiederspiegelte.

Natürlich durfte themenbedingt als Souvenir der Miniatur-Anhaltestab in Form einer Polizeikelle nicht fehlen. Der besondere Dank gilt den engagierten Polizeibeamten
seitens der Schulleitung (Rektor Norbert Linhart, Konrektor Jochen Groß), der Schulsozialarbeiterin Patrizia Heintel und des Verkehrsbeauftragten der Realschule, Reinhold Winkler.

Grundinformation zum Thema

„Kelly-Insel“

Diese Institutionen haben ein Schild mit dem „Kelly-Insel“-Logo sichtbar im Schaufenster oder an der Türe und sind somit als sichere „Zufluchtsstationen“ auszumachen.

Mit dem sichtbaren Aushang des Logos erklären die Initiatoren und die beteiligten Partner ihre Bereitschaft, allen Kindern als Ansprechpartner und Verbündeter zur Verfügung zu stehen.

Des Weiteren verpflichten sich die Partner, die Kinder durch Rat und Tat zu unterstützen und offen zu sein für die großen und kleinen Probleme, Sorgen und Nöte von Kindern, und Hilfe zu leisten.

In den Vorjahren wurden bereits in Bad Mergentheim, Wertheim, Igersheim, Tauberbischofsheim „Kelly-Inseln“ installiert.

Zurück

Schmeckt nicht
gibt's nicht!

Du hast die Wahl: Damit Du in der Cafeteria nur das bekommst, was Dir wirklich schmeckt. Einfach einloggen, auswählen und bestellen!