Podiumsdiskussion zur Zukunft der Realschule
01. Mai 2015
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag veranstaltete die Josef-Schmitt-Realschule (JSR) in Lauda in ihrer Aula einen Diskussionsabend mit dem Thema "Zukunft der Realschulen".
"Ein nicht nur für uns in Lauda-Königshofen, sondern landesweit wichtiges und viel diskutiertes Thema", betonte JSR-Leiter Jochen Groß, der zu der Veranstaltung neben den Diskussionsteilnehmern und vielen Mitgliedern des Kollegiums zahlreiche Vertreter unter anderem aus schulischen Einrichtungen und Organisationen sowie Kommunen und Wirtschaft begrüßte. Zudem stimmte der Schulrektor die Diskussionsteilnehmer und Zuhörer mit der Präsentation eines Kurzfilms über das generelle Image der Realschulen in die Thematik ein.
Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion zur Zukunft der Realschulen
- Ursula Jordan: Leitende Schulamtsdirektorin des Schulamtes Künzelsau und Dienstvorgesetzte von allen Lehrerinnen und Lehrern an den 120 Grund- und Werkrealschulen, 38 Förder-und Sonderschulen, 26 Realschulen und zwölf Gemeinschaftsschulen des Schulamtsbezirks.
- Judith Geörg: Direktorin des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung in Ludwigsburg. Sie ist zusammen mit ihren Mitarbeitern verantwortlich für die Ausbildung von Realschullehrern in der zweiten Ausbildungsphase zwischen Abschluss des Studiums und dem 2. Staatsexamen. Ab nächstem Jahr wird das Seminar erstmalig Sekundarlehrer ausbilden, die dann an Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen tätig sein werden.
- Thomas Maertens: Bürgermeister der Stadt Lauda-Königshofen und somit zuständig für sieben Grundschulstandorte, eine Gemeinschaftsschule, eine Jugendmusikschule, ein G9-Gymnasium und eine Realschule. Zudem ist er Vorsitzender der Volkshochschule Mittleres Taubertal.
- Dr. Gunther Wobser: Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Lauda Dr. R. Wobser GmbH und Co. KG, ein mittelständischer Betrieb mit 420 Mitarbeitern. Die Firma Lauda ist als Weltmarktführer für Temperier- und Messgeräte ein Global Player mit elf Auslandsgesellschaften.
- Tatjana Linke (Moderation): Sie ist die Geschäftsführerin der Akademie für Information und Management (AIM) der Heilbronn-Franken GmbH, einer Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat mit passgenauen Fortbildungsmaßnahmen in den Bereichen Frühe Bildung, Schulzeit, Hochschule/Studium und berufliche Bildung eine positive und nachhaltige Entwicklung im Bereich Bildung zu unterstützen.
Die JSR habe sich sowohl schulisch mit einer neuen Lernkultur als auch als kultureller Mittelpunkt in Lauda-Königshofen sehr gut entwickelt, hob Moderatorin Tatjana Linke in ihren Gratulationsworten zum Jubiläum hervor.
Sie selber sei zwar nur sehr selten in Lauda vor Ort, räumte die Seminarleiterin für Didaktik und Lehrerbildung Judith Geörg ein, vertrauensvolle Zusammenarbeit ließe sich wie hier jedoch häufig auch telefonisch regeln, was für die Qualität der Arbeit an der JSR spreche. Einen ähnlichen Tenor stimmte Schulamtsleiterin Ursula Jordan an. "Meistens waren die Kontakte vor Ort vor allem darauf beschränkt, wenn die JSR einen neuen Leiter oder Konrektor suchte", würdigte die sie ebenfalls die zuverlässige Zusammenarbeit.
"Die Stadt Lauda-Königshoffen ist gemäß Gemeindeordnung als Schulträger auch für die Realschule zuständig", berichtete Bürgermeister Thomas Maertens über seine berufliche Beziehung zur JSR. Zwar seien die Außenanlagen der Schule seiner Auffassung nach nicht sonderlich optimal, allerdings sei das Schulgebäude nach Sanierung gut in Schuss.
"Die JSR hat eine Erfolgsgeschichte, die für unser Unternehmen sehr wichtig ist", bekundete Unternehmensleiter Dr. Gunther Wobser seine vor allem berufliche Verbundenheit zu der Schule. "Als Ausbildungsbetrieb haben wir stark von der Realschule profitiert", berichtete er für sein Unternehmen, das im kommenden Jahr ebenfalls sein 60-jähriges Bestehen feiern könne. "Wir haben in 59 Jahren rund 600 junge Menschen bei uns ausgebildet, von denen ein sehr hoher Teil Realschulabschluss hatte", belegte Wobser seine unternehmerischen Erfahrungen mit Zahlen. Zudem weise von den aktuell 26 Auszubildenden mehr als Dreiviertel einen Abschluss der Realschule auf.
"Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen", äußerte sich Maertens kritisch über den Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung. Einhergehend obliege den Eltern eine sehr hohe Verantwortung bei Entscheidungen, die häufig ohne eingehende Rücksprache mit Schulen getroffen würden. Jordan und Geörg gaben übereinstimmend zu bedenken, dass es bereits früher bei den verschiedenen Schularten eine Heterogenität der Schülerbegabungen gegeben habe.
Oft hänge es eher von Zufällen und einzelnen Gegebenheiten ab, auf welcher Schule ein Kind lande, meinte die Didaktik- und Lehrerbildungsseminarleiterin, die sich zudem als jeher begeisterte Anhängerin der Realschulen bekannte. Diese böten zum einen die Grundlage für Möglichkeiten, an fortbildenden Schulen auch später noch das Abitur zu erlangen, zum zweiten stünden nicht nur der Unterricht von bestimmten Fächer, sondern vor allem auch die pädagogische Arbeit mit Kindern immer Vordergrund.
Unzufriedenheit der Wirtschaft
Das von der Landesregierung forcierte Politikziel der Inklusion bedürfe für die Lehramtsanwärter einer konkreteren Handlungsanweisung, denn die Frage, wie dieses Ziel einer Inklusion in den Ausbildungsstunden untergebracht werden könnte, sei momentan noch offen, betonte Geörg. In diesem Kontext plädiere sie für eine dritte Ausbildungsphase nach Studium und Anwärterdienst. "Das geht alles sehr schnell und unter hohem politischen Druck wie bei der Gemeinschaftsschule", meinte auch Maertens zum geforderten Ziel einer Inklusion.
"Wir dürfen gespannt sein, wie die Anforderungen an diesen Spagat finanziell erfüllt werden können." Die Stadt Lauda-Königshofen sei sowohl mit vielfältigen Schultypen als auch unter anderem mit der Florian-Geyer-Förderschule beim Thema Inklusion schon sehr gut aufgestellt. "Wir hatten speziell in Baden-Württemberg bereits ein sehr gut ausgeprägtes und durchlässiges Schulsystem, so dass man abwarten muss, ob wir mit den neuen Schulreformen ein noch besseres System bekommen haben", meinten unter anderem Maertens und Wobser.
"Politiker meinen oft, sie seien die besseren Wirtschaftler", brachte der Unternehmensleiter eine spezielle Unzufriedenheit der Wirtschaft zum Ausdruck, verbunden mit der Sorge um die bestehende Bildungslandschaft in Deutschland. Bei der Inklusion sei er der Meinung, dass Dinge gemacht werden, die Experten anders sehen würden, kritisierte Wobser. "Nicht alle Schüler sind leistungsgleich, insofern darf man auch von Eliten sprechen", hob er hervor. "Wir brauchen auch akademische Berufe, jedoch ebenso junge Menschen mit Realschulabschluss. Die Balance muss stimmen", brach Wobser zudem eine weitere Lanze für die Realschulen sowie gleichzeitig auch für Ausbildungsberufe und Weiterbildungsmöglichkeiten ohne akademischen Abschluss.
Gute berufliche Perpsektiven
"Werben Sie für unsere Unternehmen, dass wir als Unternehmen gute berufliche Chancen, Perspektiven und Möglichkeiten bieten", appellierte er insbesondere an die Lehrerschaft der JSR gerichtet. Für sein Unternehmen sei nicht nur Wirtschaft, sondern insbesondere auch Physik und Technik sowie die Vermittlung von sozialer Kompetenz und Berufsorientierung durch die Lehrer sehr wichtig. Deshalb habe zunehmend Aktivitäten des Unternehmens mit Lehrern und Schülern angestrebt. "Im vergangenen Jahr absolvierten 20 Schüler der JSR bei uns ein Praktikum", nannte Wobser ebenso als Beispiel wie die jährliche Bildungsmesse in Lauda. Zugleich bot Wobser Schulleiter Groß und der JSR die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung an, um die bewährte Zusammenarbeit noch weiter zu intensivieren.
"Die JSR wird zukünftig weiterhin eine aufstrebende Schule sein, die auch die momentanen politischen Stürme überstehen wird", waren sich alle Diskussionsteilnehmer zuversichtlich einig.
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